28.04.2025

Verehrte Newsletterabonnentinnen und -abonnenten,
das Wochenende war natürlich mal wieder voller Premieren von Opern quer durch die Republik: Zwickau, Chemnitz, Dresden … Duisburg, München, Hamburg, Bremen … und ein Nachklapp aus Hamburg. Lebendige Orchesterkulturen, seltene Werke, Uraufführungen (die auch mal ratlos machen oder lassen). 

Wir brauchen die Auseinandersetzung mit unseren Sinnen, wir brauchen die Auseinanandersetzung mit unserem Erbe, das kein Fliegenschiss auf der Windschutzscheibe der Geschichte ist.

Verachtet mir die Meister nicht!

Darüber und über anderes hat auch mein veehrter Bad Blogger Moritz Eggert sich Gedanken gemacht. „Bildung und Kultur schützen nicht vor Arroganz und geistiger Verrohung.“ Aber auch: „Jemand, der in eine Ausstellung oder in ein Konzert ohne jegliche Vorbildung über Kunstgeschichte oder Musikgeschichte geht, wird fraglos ein völlig anderes Erlebnis haben als jemand, bei dem das Gegenteil der Fall ist. Übrigens nicht unbedingt ein Schlechteres, vorausgesetzt es gibt eine grundsätzliche Neugier und Offenheit gegenüber neuen Erlebnissen, aber auch eine solche Grundhaltung will erst einmal erlernt werden und kommt nicht einfach von selbst.“

Verfolgen Sie da ein paar Spuren im mäandernden Text von Moritz Eggert und lassen Sie sich zum Mitdenken verführen. Denn dieses Erlebnis bieten uns derartige Texte, sie sind anregend und streitbar. 

Ich habe neulich ein YouTube-Video mit Musik von Moritz Eggert gesehen. „The amazing Filip Goldanowski has now set the first 11 "Haemmerklavier" pieces to life as score videos. Number IX also inludes a video with Ricardo Descalzo.“ Das ist ein großes Vergnügen! Dabei frage ich mich, nur weil ich Notenlesen kann? Oder bekommt man das nicht gerade auch nur von der graphischen Anschauung mit, was da abgeht? Musik und Aufführung sind reizend. Aber eben auch der Notensatz, den man verfolgen kann wirkt für sich und ist exzellent gesetzt. Machen Sie sich ein Vergnügen damit.

Kunst ist weder hoch noch tief. Aber sie nimmt sich ihren Raum in unseren Empfindungen. Meine ich. Die dafür nötige Offenheit, scheint mir, wird aktuell recht wirkungsvoll verstopft durch ein Übermaß an Informationen höchster Irrelevanz, in denen die tatsächlich relevanten Themen untergehen verschwinden. Stattdessen schwallt es aus allen Rohren unserer Medien. Der Journalist, Germanist und Historiker Gustav Seibt formulierte im Zusammenhang mit so einem sogennanten Kanzler:innen-Duell auf den Punkt: „Später, wenn man uns fragen wird, wann wir über die zwingende strategische Neuausrichtung unserer Sicherheit und Wirtschaft, über Klimapolitik, Demographie und die Krise des Parteiensystems debattiert haben, werden wir antworten: Dafür fehlte die Zeit, wir mussten über Abschiebungen reden.“

Barbara Volkwein hat ein paar Linktipps mit Podcast-Empfehlungen zusammengestellt: Klassik für Klugscheisser / „Kopfhörer“ / Starthilfe.
Genug gelabert. Verachten Sie mir vor allem auch die Meisterinnen nicht!
Ohren und alle Sinne offenhalten empfiehlt Ihnen
Ihr Dorflektor Hufner

Reihe 9

Reihe 9 (#98) – Therapiestunde

Musik ist oft die beste Therapie. Sie vermag all das auszudrücken, was uns innerlich bewegt und wofür uns oft die Worte fehlen. E.T.A. Hoffmann nannte dieses Phänomen zu Beginn des 19. Jahrhunderts recht poetisch das Geisterreich der Töne – bezogen auf Beethoven, aber der Klangraum hat sich über die Jahre und Jahrzehnte weit darüber hinaus geöffnet

Berichte und Kommentare

Bad Blog Of Musick:
Verachtet mir die Meister nicht

Der Besuch eines klassischen Konzerts oder das gründliche Lesen eines Buches sind keine reaktionären oder elitären Statements mehr, sie sind das exakte Gegenteil. Wer Bildung sucht, ist der Revolutionär von Heute – Von Moritz Eggert

Seelische Abgründe in der Stadt der Liebe: Chemnitz entdeckt mit „Louise“ eine Rarität

Die Pariser Bohème taugt immer mal wieder als Vorlage für Kunst, nicht zuletzt in der Oper. Man denke nur an Puccini. Aber auch dessen französischer Zeitgenosse Gustave Charpentier hat dieser Stadt ein musikalisches Denkmal gesetzt.

Susanne Lietzow inszeniert Hector Berlioz’ Spätwerk „Béatrice et Bénédict“ am Theater Bremen

Susanne Lietzow hat Susanne Lietzow aus dem Stück eine hochaktuelle Parabel über die Liebe dem Stück eine hochaktuelle Parabel über die Liebe gemacht und schickt uns auf eine mit Slapsticks, Komik und Melancholie gespickte Reise.

„Requiem A“ – Seichtes Gedenken an Krieg und (Dresdner) Zerstörung mit einer Uraufführung von Sven Helbig

Man hätte sich so gern überraschen lassen. Überraschen lassen von Sven Helbig und seinem „Requiem A“, das am 9. Februar mit fast schon pompösen Erwartungsdruck in der Dresdner Kreuzkirche uraufgeführt werden sollte. Was aber dann? Dann klang alles ganz anders.

Im Weinberg der Musik – Im Gewandhaus Zwickau überzeugt das Zweistädtetheater Plauen-Zwickau mit Richard Strauss’ „Salome“

In Sachsen werden gerade die Finanzen der Bühnen neu verhandelt. Bei der Mischfinanzierung der Träger müssen da Städte, der Landkreis und die Landesregierung Farbe in Sachen Kultur bekennen. Generalintendant Dirk Löschner sagte nach der Vorstellung, dass die Stadt Zwickau in dieser Frage schon mit gutem Beispiel vorangegangen ist. …

Von Monstern und Avataren – Duisburg kombiniert Peter Maxwell Davies mit „Dido and Aeneas“

Die Deutsche Oper am Rhein überlässt die Bühne in Duisburg ihren zwei Spielleitern, Haitham Assem Tantawy und Julia Langeder, und kombiniert zwei Opern aus dem englischen Sprachraum, die denkbar weit voneinander entfernt sind: Peter Maxwell Davies‘ „The Lighthouse“ und Henry Purcells „Dido and Aeneas“. Auch wenn beide Werke nicht zusammenwachsen –

„Nach Golde drängt, am Golde hängt…“– Neue Sicht auf „Die Liebe der Danae“ an der Bayerischen Staatsoper

Er war da! Gleichsam persönlich – also als Figur auf der Bühne! Einer der Hausgötter aus dem Eingangsfoyer des Nationaltheaters: Richard Strauss. Nur eben drüben im Cuvilliéstheater, in der Deutschen Erstaufführung einer polnischen „Salome“-Ausschlachtung, die so ziemlich alles abhandelt – und prompt scheitert. Am Abend darauf dann ein Original …

Familienfeier mit Risiko – „Ariadne auf Naxos“ in Hamburg

An der Staatsoper Hamburg bringen Kent Nagano und Dmitri Tcherniakov „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal auf die Bühne. Ein Hochgenuss.

Meldungen & Nachrichten

Hamburg bekommt eine neue Oper in der Hafencity

Im Frühjahr 2022 stellte Milliardär Klaus-Michael Kühne seine Idee für den Neubau einer Oper vor. Nach anfänglicher Skepsis soll das Gebäude jetzt Realität werden. Nach jahrelangen Verhandlungen mit dem Milliardär Klaus-Michael Kühne soll Hamburg in der Hafencity eine neue Oper von Weltrang bekommen. …

Kulturschaffende sind vom geplanten Opernneubau begeistert

Hamburg soll dank einer Schenkung des Milliardärs Klaus-Michael Kühne eine neue Oper in der Hafencity bekommen. Musiker sind begeistert, der Denkmalverein hält an seiner Kritik fest. …

Vassilis Christopoulos verlängert Vertrag in Graz

Die Oper Graz freut sich, die Vertragsverlängerung von Vassilis Christopoulos bekannt zu geben. Vassilis Christopoulos ist seit 2023 Chefdirigent der Oper Graz und der Grazer Philharmoniker. …

Zahl der Neonazi-Konzerte in Sachsen gesunken

Sachsen galt lange Zeit als bevorzugte Bühne für Neonazi-Konzerte. Doch eine Auswertung zeigt nun, dass die Szene zumindest mit ihrer Musik im Freistaat leiser geworden ist. Die Zahl der Neonazi-Konzerte in Sachsen ist im vergangenen Jahr stark zurückgegangen. …

nmz-Abendschau

Für eine aktuelle Übersicht über das Tagesgeschehen wählen Sie unseren täglichen Newsletter mit der Abendschau um 18 Uhr.

JazzZeitung

Die eingeschmolzene Jazz-Radiowoche vom 10.02.2025 bis 16.02.2025

Jazz im Radio – Jeden Sonntag gibt es um 12 Uhr unsere Übersicht für die jeweils nachfolgende Woche. Die #Jazz-Radiowoche vom 10. bis 16. Februar 2025. Ein Service unserer Online-Redaktion.

nmz-kompakt

nmz 02/2025

Aktuelle Ausgabe der nmz
Zum Inhalt
Zum ePaper im Digital-Abo

PREMIEREN & KRITIK

Rückblick auf die letzten Premieren.
Zur Premierenübersicht


STELLENMARKT
Unsere aktuelle Übersicht

POLITIK & BETRIEB

Die aktuellen Entwicklungen in Sachen Musik und Politik.

PS

Nachdem vor zwei Tagen unser Herausgeber und Verleger Theo Geißler seinen Geburtstag feiern konnte (Alter verraten wir nicht), sind andere bemerkenswerte Dinge auch am heutigen Tag passiert (also außer den aktuellen, die auf einen Umbau der USA zu einem autokratischen Willkürstaat hindeuten oder dem andauernden Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine oder dem fortlaufenden Abgesang ehemals konservativer Parteien in der Politiklandschaft Deutschlands …). Nämlich zum Beispiel und damit im Zusammenhang gedacht:

1933: Thomas Mann beginnt eine Auslandsvortragsreise zum Thema Leiden und Größe Richard Wagners; er wird erst nach 1945 erstmals wieder nach Deutschland kommen.

1903: Mit der Sinfonie Nr. 9 d-Moll wird in Wien das letzte unvollendete Werk Anton Bruckners in der überarbeiteten Version von Ferdinand Löwe zur Uraufführung gebracht.
1963: Die Beatles nehmen zwischen 10:00 und 22:45 Uhr fast alle Titel ihres ersten Albums Please Please Me auf.

Es ist Geburtstag von zum Beispiel:
1900: Hans-Georg Gadamer, deutscher Philosoph
1946: Heinz Winbeck, deutscher Komponist
1956: Didier Lockwood, französischer Jazz-Geiger und Komponist

Gestorben sind beispielsweise:
1650: René Descartes, französischer Philosoph, Mathematiker und Naturwissenschaftler
1994: Paul Feyerabend, österreichischer Philosoph und Wissenschaftstheoretiker

Und heute ist auch ein Aktionstag, nämlich:
UNESCO, UN Women: Internationaler Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft

Wenn Sie diese E-Mail (an: k.waller@t-online.de) nicht mehr empfangen möchten, können Sie diese hier kostenlos abbestellen.
neue musikzeitung | Brunnstr. 23 | 93053 Regensburg | Deutschland | + 49 941 945 93 0 | newsletter@nmz.de | https://www.nmz.de | Geschäftsführer: Theo Geißler | Register: HRB 5271 | Tax ID: DE 811472701 |